zurück zur Übersicht

Marktkommentar Februar 2025

Politische Umbrüche und technische Disruptionen bei gleichzeitig soliden volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten stellen Anleger und politische Entscheider vor neue Herausforderungen.

  • Protektionistische Maßnahmen der USA führen zu Volatilität an den Aktienmärkten: Wir erwarten, dass sich die Unsicherheit der Anleger wieder legt und Einstiegschancen birgt.
  • Verwerfungen bei Technologiewerten durch den Markteintritt der chinesischen KI-Plattform DeepSeek: Erhärten sich die Zweifel an der Kostenüberlegenheit von DeepSeek könnten die Kursverluste der Halbleiterhersteller schnell aufgeholt werden. Andernfalls dürften industrielle Anwender von der Prozessinnovation profitieren.
  • Die US-Berichtssaison ist stark angelaufen, die globale Wirtschaft zeigt sich nach wie vor in gutem Zustand.

Im Januar 2025 zeigte sich ein komplexes Bild der globalen Kapitalmärkte, das von einem Spannungsfeld aus soliden volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten, politischen Umbrüchen und technologischen Disruptionen Anleger und politische Entscheidungsträger gleichermaßen vor neue Herausforderungen stellte.

Wir bleiben in der aktuellen Gemengelage in unseren Kundenportfolios weiter defensiv ausgerichtet und halten uns mit Nachkäufen noch zurück, bis sich abzeichnet, ob die neue US-Administration die Zolldrohungen tatsächlich nur als Faustpfand für schnelle Verhandlungslösungen nutzt. Strategisch sind wir nach wie vor positiv für Aktien gestimmt: Die Unternehmensberichtssaison ist stark angelaufen und stützt die hohen Bewertungen. Zudem präsentiert sich die globale und insbesondere die US-Ökonomie nach wie vor als widerstandsfähig und im Kern gesund.

In den USA blieb die Wirtschaft robust, ausgehend von einem widerstandsfähigen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote sank, die Schaffung neuer Arbeitsplätze übertraf die Erwartungen. Die Einzelhandelsumsätze legten zu, unterstützt von steigenden persönlichen Ausgaben und Einkommen, was auf eine starke Konsumnachfrage hindeutet. Bei stabiler Unternehmensstimmung verzeichnet die Industrieproduktion ein anziehendes Wachstum. Trotz eines leichten Inflationsdrucks, der sich im moderaten Anstieg der Verbraucherpreise und einem leichten Aufholen der Erzeugerpreise widerspiegelte, blieb der Optimismus der Wirtschaft erhalten – auch wenn das Vertrauen der Konsumenten etwas gedämpfter ausfiel.

In China präsentiert sich die Volkswirtschaft ambivalent. Zwar sorgen solide Zahlen bei der Industrieproduktion und stabile Einzelhandelsumsätze für ein grundsätzliches Wirtschaftswachstum. Doch litt das Konsumentenvertrauen unter den globalen Handelsunsicherheiten und das Abwärtsmomentum der Immobilienpreise schwächte sich lediglich ab. Ein sich selbst tragender, ausgewogener Aufschwung durch Anziehen der Binnenkonjunktur lässt weiter auf sich warten.

In der Eurozone fiel die wirtschaftliche Entwicklung differenzierter aus: Die Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze verzeichneten moderate, teils schwankende Entwicklungen, und die persönlichen Ausgaben sowie Einkommen stabilisierten sich. Die Einkaufsmanagerindizes für Industrie und Dienstleistungsgewerbe liefern gemischte Signale und untermauerten die gedämpfte Konsumentenstimmung. Die moderate Preissteigerung bei den Verbraucherpreisen wird von rückläufigen Impulsen bei den Erzeugerpreisen begleitet.

Ein bedeutendes politisches Ereignis im Januar 2025 war die Vereidigung von Donald Trump. Der neue, 45. US-Präsident nutzte mit einer hohen Zahl von Executive Orders den Moment, seine wirtschaftspolitischen Prioritäten sofort in den Vordergrund zu rücken. Dabei standen vor allem protektionistische Maßnahmen im Fokus: Neben der Ankündigung von Zöllen gegen Mexiko, Kanada, China und die Europäische Union enthalten die Dekrete auch Initiativen zur Deregulierung. In Summe führt die Unvorhersehbarkeit der protektionistischen Interventionen aber zu Volatilität an den Aktienmärkten. An den Anleihenmärkten, insbesondere in den USA, zog die erhöhte Unsicherheit Investoren in sichere Anlagen, was zu einem Rückgang der Renditen führt. Ähnliche Vorsicht prägt die Marktentwicklung in der Eurozone.

Die Geldpolitik reagierte auf die jeweilige Situation: Die amerikanische Federal Reserve verfolgte trotz des leichten Inflationsdrucks eine vorsichtige Zinspolitik und betonte, graduelle Zinsanhebungen, um die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden. In der Eurozone signalisiert die Europäische Zentralbank dagegen ihre Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen, um das schwache Wachstum in Erwartung weiter nachlassenden Preisdrucks zu stützen.

Ein außergewöhnlicher Impuls kam mit der Einführung von DeepSeek aus China. Die KI-Plattform nutzt moderne Algorithmen, um Datenanalysen und Entscheidungsprozesse in Unternehmen zu optimieren. Sie wurde nach eigenen Angaben deutlich ressourcen- und zeitschonender als ihre US-Pendants trainiert und stellt ihren Kunden nur einen Bruchteil der Kosten der großen US-Wettbewerber in Rechnung. Halbleiterproduzenten, Ausrüster und Traditionsunternehmen, die sich nur langsam an digitale Innovationen anpassen, mussten heftige Kurseinbrüche hinnehmen. Unternehmen, die stark auf datengetriebene Prozesse setzen, gingen dagegen als Gewinner hervor. Mehrere Experten schätzen, dass die KI-Plattform heimlich auf wesentlich mehr Trainingskapazitäten zurückgegriffen hat und Wissen von einem großen, leistungsstarken Lehrermodell übertragen wurde (Modell-Distillation). Ob sich die Prozessinnovation DeepSeek daher tatsächlich langfristig als Katalysator für den digitalen Wandel etabliert, bleibt abzuwarten.

Torsten Steinbrinker ist CEO, Adrian Roestel Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG.

Düsseldorf/München, 05. Februar 2025

Disclaimer:

Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um eine Marketing-Kommunikation der Reichmuth & Co, Maximilianstraße 52, 80538 München, die reinen Informationszwecken dient und nicht den Anspruch auf vollständige Darstellung erhebt. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten dar und ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch Ihren persönlichen Berater. Individuelle Steuer- und/oder Rechtsfragen bitten wir Sie, bei Bedarf mit einem Angehörigen der steuer- und/oder rechtsberatenden Berufe zu besprechen. Obwohl diese Unterlagen mit großer Sorgfalt erstellt wurden, kann Reichmuth & Co keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Zweckmäßigkeit des Inhalts übernehmen. Die Haftung wegen Vorsatz und grober Fahrlässigkeit bleibt unberührt.

Über Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG:

Die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG ist eine deutsche Schwestergesellschaft der Reichmuth & Co Privatbankiers, einer Schweizer Privatbank mit unbeschränkter Haftung der Gesellschafter.

Prägend für die Haltung der Reichmuth & Co Gruppe ist ein kritischer, unternehmerischer Ansatz und eine langfristige, realwertorientierte und globale Perspektive.

Mit insgesamt zwölf Mitarbeitenden an den Standorten München und Düsseldorf bietet die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG vermögenden Privatkunden und institutionellen Investoren in Deutschland eine ganzheitliche Betreuung in sämtlichen Anlage- und Finanzfragen. Das umfasst die individuelle Vermögensverwaltung, Anlageoptionen in Infrastrukturanlagen sowie Vorsorgelösungen nach Schweizer Prägung.

www.reichmuthco.de

Pressekontakt:
Dr. Hubert Becker
USC
+49 160 5801877
hb@us-communications.com

zurück zur Übersicht