Marktkommentar Dezember 2025
Rohstoffe: „Auch was nicht glänzt, kann Gold sein“
- Anhaltender Rückenwind für den Goldpreis
- Andere Rohstoffe mit Aufholpotenzial
- Strukturelle Enge bei Energie, Industriemetallen und landwirtschaftlichen Rohstoffen
Gold glänzt 2025 heller denn je: In US-Dollar ist der Preis seit Jahresbeginn um rund 60 Prozent gestiegen, getragen von starken Zentralbankkäufen, geopolitischer Unsicherheit und einem gewissen Vertrauensverlust in den US-Dollar. Anleger suchen Stabilität, und Gold bleibt als Wertspeicher gesetzt.
Diese strukturellen Treiber bleiben intakt. Doch wer nur auf Gold blickt, könnte das größere Bild übersehen. Abseits des Scheinwerferlichts formiert sich Aufholpotenzial in anderen Rohstoffsegmenten. Energie, Industriemetalle und landwirtschaftliche Produkte stehen vor strukturellen Engpässen, die mittelfristig Preisunterstützung liefern können.
Ein seltenes Zusammenspiel aus knapperem Angebot, steigender Nachfrage und einem neuen Inflationsregime prägt die kommenden Jahre. Viele Jahre zu tiefer Investitionen haben die Förderkapazitäten in Energie, Metallen und Landwirtschaft ausgedünnt. Gleichzeitig verschärfen geopolitische Spannungen und zunehmender Protektionismus die Versorgungslage.
Energie: Angebotsseitige Enge trifft auf Nachfrageerholung
Bei Energie bleiben Öl und Uran interessant. Während die konjunkturelle Nachfrage in mehreren Regionen wieder anzieht, zeigt die Angebotsseite kaum Flexibilität. Das spricht für ein weiterhin volatiles, aber tendenziell festes Preisumfeld. Die US-Schieferölproduktion nähert sich ihrem Höhepunkt, neue Großfunde bleiben selten, und der globale Energiehunger nimmt zu. Uran profitiert von einer Renaissance der Kernenergie, getrieben von neuen Reaktoren, Autarkiebestrebungen und knappen physischen Märkten. Selbst Prognosen der Internationalen Energie-Agentur (IEA), die historisch beim Angebot eher zu optimistisch ist, zeigen, dass die strukturelle Enge vieler Märkte unterschätzt wird.
Industriemetalle: Fundamentaler Mangel an Kapazitäten
Kupfer, Nickel und Aluminium profitieren von strukturellen Trends wie Elektrifizierung, Energiewende und Digitalisierung. Gleichzeitig bleibt das Angebot begrenzt: Wenige neue Minenprojekte, steigende regulatorische Auflagen und der wachsende Bedarf aus der Batterie- und Halbleiterindustrie führen zunehmend zu Engpässen. Die Kombination aus Zukunftstechnologien und physischer Knappheit macht Industriemetalle zu einem strategischen Thema.
Agrarrohstoffe: Wetterextreme und steigende Nachfrage
Auch landwirtschaftliche Rohstoffe gewinnen an Bedeutung: Klimavariabilität und steigende Produktionskosten – insbesondere bei Düngern – erhöhen die Preissensibilität. Die jüngst stark steigenden Düngerpreise gelten historisch als verlässlicher Frühindikator für festere Getreide- und Ölsaatenmärkte. Die Märkte könnten daher vor einer Phase stärkerer Dynamik stehen.
Gold halten, Gewinne in Rohstoffe umschichten
Gold mag aktuell die Schlagzeilen dominieren – doch im Schatten des Glanzes eröffnen sich weitere interessante Chancen. Ein diversifizierter Blick auf den gesamten Rohstoffkomplex kann helfen, strukturelle Trends zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu streuen. Wir halten eine strategische Positionierung in Gold weiterhin für sinnvoll. Anlegerinnen und Anleger mit hohen Buchgewinnen können einen Teil dieser Gewinne in andere Rohstoffe oder entsprechende Aktien umschichten, um das Portfolio breiter aufzustellen und das bestehende Aufholpotenzial innerhalb des Rohstoffsektors zu nutzen.
Torsten Steinbrinker ist CEO, Adrian Roestel Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG.
Dr. Matthias Ramser ist Chief Investment Officer (CIO) von Reichmuth & Co Privatbankiers.
München/Düsseldorf/Zürich, 02. Dezember 2025
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